Meine Erfahrungen mit „second hand“ Jagdhunden und das Anti-Jagd-Training
Das ist Eddy, ehemaliger Jagdgebrauchshund und seit 1 Jahr meine ganze Freude. Als gut geschulter Jagdhund bringt er mir morgens meine Pantoffeln an das Bett und der Tag ist schön. Er gehörte einem Förster und ging jeden Tag mit in den Wald und auf die Jagd. Ich kannte den Vorbesitzer nicht und konnte aber in Erfahrung bringen: Eddy hat als Saupacker und an Schalenwild gearbeitet.
Saupacker?? Schalenwild?
Ganz ehrlich, die Worte hatte ich noch nie gehört. Ich konnte Eddies erlernte Kommandos nicht recherchieren, fand aber schnell heraus, das er natürlich ganz super „sitz“, „platz“, „bei Fuß“ und „bleib“ kann.
Aber der Rückruf?
Ich stand in den Rieselfeldern und rief: „Eddy hier!“ keine Reaktion. „Eddy komm!“ Ich fragte mich, ist er taub??? Ich probierte Pfiffe, Winken, und was mir sonst noch an Kommandos einfiel, aber dieser gut erzogene und wirklich gehorsame Hund kam nicht oder nur zufällig.
Mit der Frage nach dem Rückruf wandte ich mich an jeden Förster und Jäger der vorbeikam, …und bekam recht ratlose Antworten, wie: „öhh“… „äh“… „ja, macht so jeder wie er will“.
Die Lösung ließ auf sich warten und in der Zwischenzeit zeigte mir Eddy , still und konzentriert, wo die Wildschweine tagsüber schlafen und scheuchte fröhlich Rehe aus den Gebüschen hoch, die ich ohne ihn niemals entdeckt hätte. Eddy kam brav von allein zurück, ließ nicht lange auf sich warten. Dennoch ging ich danach bewusster an den bekannten Stellen vorbei und Eddy blieb an der Leine, bis ich übersehen konnte, das sich kein Wild irgendwo versteckt. Ich wurde besser darin, zu erkennen, wann er Witterung aufnahm und ich ihn zu mir holen musste.
Dennoch, das Thema ließ mich nicht mehr los:
Wie wird ein Jagdgebrauchshund geführt? Was macht ein/e Jäger/in im Jagdhundetraining anders als ein Begleithundeführer?
Eddy ist nicht mein erster Jagdhund.
Hier die Vorgeschichte: mein klassisches
Anti-Jagd-Training
mit Oskar. Ich hatte mich schon früher intensiv mit Antijagdtraining beschäftigt und seitdem meine Spaziergänge und Wanderungen sehr abwechslungsreich für meinen anderen Jagdhund Oskar gestaltet. Ich sorgte stets für geistige und körperliche Auslastung, machte mich interessant für meinen „second hand“ Hund, der mit 4 Jahren zu mir kam und 16 Jahre alt wurde. Ich las stapelweise Bücher zum Anti-Jagd-Training, fragte in Hundeschulen nach.
An sich bewegendem Wild kam ich mit Oskar trotzdem nicht stressfrei vorbei. Zudem fand ich bei Clarissa v.Reinhardt in ihren Buch: „Das unerwünschte Jagdverhalten des Hundes“ ein abschließendes Kapitel darüber, das man bei manchen Hunden den Jagdtrieb nie unter Kontrolle bekommen kann. Diese Hunde müssten dann lebenslang an der Schleppleine geführt werden.
Jeder Versuch Oskar und auch mir ein wenig Freiheit zu gönnen, wurde mit mehrstündigem Jagen bestraft, trotz Anti-Jagd-Training
Endlich traf ich einen Jäger, der Jagdhundetraining für Nichtjäger anbietet.
Es dauerte einen kaum halbstündigen Spaziergang um zu begreifen, es braucht keine besonderen Rückruf, weil der Jagdhund daran gewöhnt ist, jederzeit darauf zu achten, was der Jäger oder die Jägerin gerade machen und von ihm wollen. Ein Jagdhund rast nicht in der Gegend herum und geht seiner „Arbeit“ nach, sondern seine Arbeit besteht darin, einen Teil seiner Aufmerksamkeit stets auf den Hundeführer zu richten und dessen Aufträge gemeinsam abzuarbeiten. Einfach und wirkungsvoll.
Bei der lustigen Vorstellung ein Jäger stünde im Wald und ruft seinem Hund lauthals hinterher, während das Wild in alle Richtungen flüchtet wurde mir klar, das ich einen Denkfehler begangen hatte. ,-))
Jagdhundetraining für Nichtjäger bedeutet sich von dem sinnlosen Versuch zu verabschieden, Jagdverhalten in irgendeiner Form abstellen zu können, sondern stattdessen effizient mit dem Hund das zu trainieren, wofür er (hoch-)gezüchtet wurde.
Wir gehen leise, aufmerksam und achtsam mit dem Jagdhund durch die Natur, genießen gemeinsam und still unsere Entdeckungen in Wald und Feld. Der Jagdhund ist an unserer Seite und hält stetig Kontakt. Auch wenn ich keine Wildtiere töten will, so freue ich mich doch sehr, das mein Hund mir zeigt, wo sie sind. Das hat eine wunderbare Qualität von Gemeinsamkeit.
Anders als mit meinem nicht jagdlich ausgebildeten Hund.
Ich sage es nicht gern, aber mir war mit ihm oft langweilig, denn ich war zur Aufpasserin verdonnert, die die Leine hielt, während der Hund beschäftigt war. Ob er nun versuchte einen Fuchsbau komplett auf zu buddeln, oder wie ein Irrer mit der Schleppleine in die Büsche verschwand, die sich dann schön um Ast und Ästchen verhedderte…. Von den Stunden, die ich ihn suchen musste, weil er ausgerissen war, gar nicht zu reden….das war bestenfalls ermüdend. Bestenfalls. Meine Gefühle in diesen Situationen reichten von purem Entsetzen, bei der Vorstellung ihn irgendwo schwer verletzt oder tot aufzufinden bis hin zu wutentbrannten Mordgedanken.
Ich weiß jetzt, wie es hätte anders laufen können und deshalb kann ich Allen, die einen jagdtriebigen Hund besitzen diesen Kurs mit Jagdhundeausbilder Stefan Fügner ans Herz legen:
Jagdhundetraining für Nichtjäger
Abschließend ist dieser Stelle leider noch zu erwähnen, das sowohl Jagdhundeausbilder Fügner, als auch die Autorin Frau Hundt ausschließlich Methoden anwenden, die Tierschutz konform sind! Wir, die Autorin und Herr Fügner distanzieren uns ausdrücklich von nicht mehr zeitgemäßen traditionellen, gewalttätigen Praktiken der Jagdgebrauchshund Ausbildung, die bedauerlicherweise immer noch ausgeübt werden.